Das Schleyerband & Deutschland im Herbst
Klaus vom Bruch Rainer Werner Fassbinder
22.12.2023 - 11.01.2024
Filmprogramm
Die Filme sind Teil der Programmreihe:
„AN EINEM BESTIMMTEN PUNKT DER GRAUSAMKEIT ANGEKOMMEN, IST ES SCHON GLEICH, WER SIE BEGANGEN HAT: SIE SOLL NUR AUFHÖREN“
Die Reihe umfasst Video Screenings der Künstlerinnen und Regisseurinnen Ursula Biemann, Klaus vom Bruch, Rainer Werner Fassbinder, Korpys / Löffler und Martha Rosler. Jedes Screening wird durch eine Einführung, Diskussion sowie einwöchige Präsentation vertieft.
Staaten und politische Bündnisse basieren darauf, ihre eigenen ideologischen Konzepte als jeweils tonangebende durchzusetzen. Welche Mittel setzen sie dabei ein? Und wie handeln Regierungen, wenn ihre geltenden politischen und kulturellen Führungsansprüche von Innen oder Außen in Frage gestellt werden? Wenn Hegemonie bröckelt?
Wie wird zusammengehalten, was möglicherweise von Beginn auf künstlichen Narrativen und dem Ausschluss abweichender Sichtweisen konstruiert wurde?
Aus aktuellem Anlass, und mit künstlerischen Mitteln, untersucht die Reihe, wie westliche Regierungen im Kontext des „Deutschen Herbst“, „9/11“ oder dem so genannten „Nahostkonflikt“ die Erfahrung terroristischer Angriffe instrumentalisierten, um öffentliche Meinungsbilder zu homogenisieren. Und sogar friedliche Formen von Protest und Kritik zu diskreditieren.
Rainer Werner Fassbinder: Deutschland im Herbst, 1977, 26 Min. (Episode 2 des von Alexander Kluge initiierten, gleichnamigen Episodenfilms).Eine Episode aus einem Filmbeitrag zur angespannten gesellschaftlichen Situation im Jahr 1977, als die Aktivitäten der zweiten Generation der Terrorgruppe RAF in Deutschland auf ihrem Höhepunkt waren. Der gesamte Film beginnt mit einem zeitlos aktuellen Zitat einer fünffachen Mutter – „Frau Wilde“ – vom 8. April 1945: „Wenn die Grausamkeit einen bestimmten Punkt erreicht hat, ist es egal, wer sie begeht. Mach einfach, dass sie aufhört.“ Fassbinders ungeschönter, dokumentarischer Bericht entstand in seiner Münchner Wohnung; sechs Tage lang filmte er mit „mörderischer Ehrlichkeit“ Auseinandersetzungen mit sich selbst, seiner Mutter und seinem Freund Armin. Fassbinder bringt seine Besorgnis über die totalitäre Reaktion der Staatsmacht auf terroristische Akte zum Ausdruck und wirft die Frage auf, welchen Wert das Konzept der Demokratie noch hat in einer Zeit, in der restriktive Praktiken der Machthaber zur Normalität werden und die Menschen sich nicht wehren, sondern einfach schweigen sollen.